Öldruck und Zahnriemenlauf nach Zylinderkopfdichtungswechsel

[derreiss]

Liebes Forum,

ich habe es nun endlich geschafft, meine Zylinderkopfdichtung beim JX zum ersten Mal selbst zu wechseln.
Soweit sieht alles ganz gut aus, der Motor läuft, allerdings stehe ich vor einigen Rätseln:

Nachdem ich die Ventile eingestellt habe (die Nockenwelle war unten) hatte ich das Gefühl, dass der Motor ganz schön klackert. Deshalb habe ich den Ventildeckel nochmals runtergenommen und nachgemessen. Spiel liegt im Toleranzbereich Auslass 0,4 und Einlass 0,2mm. Nächster Verdacht: die Schmierung funktioniert nicht richtig. Deshalb habe ich den Motor bei offenem Ventildeckel gestartet und siehe da: nicht alle Stössel und Nocken werden im Standgas mit Öl versorgt, zumindest nicht augenscheinlich. Vor allem der rechte Zylinder macht mir Sorgen.
Wo liegen denn die Ölkanäle bei den Ventilen und sieht das für euch ausreichend aus? Oder sind evtl. Kanäle dicht? Sobald ich Gas gebe, fliegt einem das Öl auf jeden Fall um die Ohren.
https://www.youtube.com/watch?v=rg-X1gM-9Ao

Zweite Frage: Ich bekomme es ums verrecken nicht hin, das Einspritzpumpenrad exakt in eine Reihe mit Nockenwellenrad und Spannrolle zu setzen. Es ist definitiv ein paar Milimeter nach hinten versetzt. Kann man mit bloßem Auge erkennen, nachgemessen habe ich. Dementsprechend läuft der Zahnriemen natürlich nicht auf allen Rädern gleich. Ist das arg problematisch? Habe die ESP dreimal nachjustiert und jedes Mal das gleiche Ergebnis, die geht nicht weiter vor. Außerdem wandert der Zahnriemen bei ansteigender Drehzahl etwas auf dem ESP-Rad in Richtung Motor, pendelt sich aber dann wieder ein.

https://www.youtube.com/watch?v=WY2Dsip-Hw4

Und der dritte Punkt: Der Turbo sifft. Beim ersten Starten so stark, dass er einen Haufen Öl aus dem Auspuff (Schelle zwischen Auspuffrohr und Schalldämpfer) gedrückt hat. Dann hab ich mal in den Turbo geschaut und alles inklusive Auspuff gereinigt. Nun ist erstmal ruhe, aber wer weiß wie lange. Ich muss dazu sagen, dass der Bus nun ein dreiviertel Jahr stand. Vielleicht kam das dadurch?



Ich danke euch im Voraus!

Viele Grüße

Daniel

[TottiP]

Beim JX werden nur die Nockenwellenlager direkt geschmiert, der Rest ist durch Schleuderöl benetzt. Ist also i.O.
Der Zahnriemen läuft doch prima, freuen, zu machen und gut.
Die Ölpfütze kann auch Ruß getränktes Kondenswasser sein, fahren und beobachten.

[Alexander]

Hi,
Zahnriemen läuft gut.
Öl, hast du denn auch Öldruck?
Mir kommt das zu wenig vor.

[derreiss]

Soo, ich bin heute mal eine größere Runde gefahren und siehe da, der Zahnriemen läuft wieder ab... nicht ganz so schlimm, aber er steht schon fast über dem Zahnrad in Richung Motor.
Außerdem habe ich es einfach nicht hinbekommen, den Einspritzzeitpunkt richtig einzustellen, da dadurch die ESP ja wieder verdreht wird und somit augenscheinlich das ESP-Rad noch weiter gedreht wird. Beim Test ist der Riemen sofort abgelaufen, also alles wieder auf Anfang...
Ich weiß langsam nicht mehr weiter und selbst die meisten Werkstätten in der Gegend haben abgewimmelt. Gibt es denn ein paar Schrauber hier im Forum im Umkreis von Heidelberg, die sich das mal mit mir zusammen anschauen könnten? Vielleicht ist das ja gar kein Hexenwerk und ich stell mich einfach nur blöd an...
Fahrbereit ist der Bulli ja, zumindest für kurze Strecken.

Danke euch!

[BUSbahnhof]

Eventuell die Einspritzpumpe verspannt eingebaut? Oder Lager hinüber.

[derreiss]

Lager sollte eigentlich nicht hinüber sein, das Ding ist keine 5000Km alt. Und merkbares Spiel hatte sie beim ausbauen auch nicht.

Frage zum Verständnis:

laut diverser Reparaturhandbücher muss die ESP ja exakt mit der Linie auf der Konsole übereinstimmen. Welchen Sinn ergibt es, das ganze fest zu ziehen, um es später für die Einstellung des Einspritzzeitpunktes wieder zu lockern und dabei die Linie zu verändern? Neigt sich damit die ESP nicht auch in eine andere Position? Zumindest habe ich bei mir den Anschein...
Kann das Problem eine verzogene Konsole sein?

Viele Grüße

Daniel

[Turbofeind]

Mahlzeit

Du hast auch wirklich alle Befestigungsschrauben für die ESP drann

Gruss Christian

[BUSbahnhof]

Stell doch mal ein Foto rein wie es aktuell aussieht.

[yamsun]

Hi,

die ESP zieht sich beim Anziehen der vier Befestigungsschrauben automatisch in die richtige Position, wenn eine bestimmte Anzugsreihenfolge beachtet wird und die Konsole nicht verbogen ist.

Die ESP hat ja die drei Schrauben beim Zahnriemen und eine vierte am Ende der Pumpe bei den Einspritzleitungen. Wichtig ist, dass du die einzelne Schraube hinten als letztes anziehst.
Nach meiner Erfahrung läuft der Riemen gerade, wenn du nach Einstellen des FB als erstes die Schraube links zwischen Kopf und Pumpe anziehst, denn diese nimmt die Zugkraft des Zahnriemens auf. Dann die anderen zwei vorne am Rad und eben zum Schluss erst die einzelne hinten bei den Einspritzleitungen.
Und dass du zum Verdrehen der Pumpe die Schrauben nur gerade so weit lockerst, dass du die Pumpe drehen kannst, ist ja klar, oder? Die Pumpe soll beim Einstellen ja nicht rumschlackern...

Aber auf dem Video läuft der Riemen doch einwandfrei. Der muss nicht 100% genau mittig laufen. So lange er nirgends über ein Rad übersteht, ist eigentlich alles i. O.

Zum Öl: Richtigrum aufgelegt hast du die ZKD hoffentlich? Nicht dass jetzt der Ölkanal von der Dichtung verschlossen ist weil der Durchlass fürs Öl auf der anderen Seite ist...?

Grüße!

[derreiss]

Ich werd verrückt... Dein Tipp mit der linken Schraube zuerst hat tatsächlich geklappt! Habe alles nochmal abmontiert, die ESP ein weiteres Mal justiert und mit der linken Schraube angefangen. In den Reparaturhandbüchern steht lediglich, dass man die vorderen drei Schrauben zuerst anziehen soll (egal in welcher Reihenfolge) und später die letzte, hinter der ESP. Wertvoller Tipp, danke dir! Der Zahnriemen läuft jetzt wieder auf allen Rädern wie er soll!
Den Einspritzzeitpunkt konnte ich so auch exakt einstellen und er springt gleich viel besser an.

Jetzt habe ich ein weiteres Problem: im Standgas läuft der Motor trotzdem noch total unrund, bzw. der ganze Bulli wackelt hin und her. Standgas habe ich neu eingestellt, zumindest nach Gehör / Vergleich mit nem anderen JX.
Deshalb habe ich nochmal das Einspritzgeweih abmontiert und neu draufgebaut, leider hat auch das nichts gebracht.
Woher kann das nun kommen? Von den Einspritzdüsen? Und wie kann ich dem ganzen auf den Grund gehen?

[yamsun]

Hi,

das Standgas würde ich entweder korrekt mit Drehzahlmesser einstellen oder aber eigentlich besser so, dass sich der Motor eben nicht schüttelt.
Manche Motoren brauchen da einfach bisschen mehr als andere, je nach Zustand von Kompression, Gummilager, Einspritzdüsen, Eigenschwingung etc.
Meist ist es so, dass du sofort siehst, wenn du einen Drehzahlbereich gefunden hast, in dem er nicht groß schwingt.

Das gilt natürlich nur, wenn er insgesamt rund läuft und nicht humpelt, weil ein Zylinder gar nicht richtig mitmacht. Lief er denn vor der ganzen Geschichte runder?
Wenn du jetzt z.B. Dreck in eine Einspritzdüse bekommen hast, dann kann das der Grund für einen holprigen Leerlauf sein. Manchmal hilft es da, ne Runde zu fahren und auch mal gut Drehzahl zu geben.

Grüße

[derreiss]

Ich glaube, dass er vor dem ganzen Hick-Hack besser lief, ja. Allerdings war der Motor da ja auch komplett überholt mit neuem Zylinderkopf und neuen Anbauteilen.
Was mir vorhin aufgefallen ist: Wenn der Motor kalt ist, läuft er im Prinzip super rund und wackelt nicht. Erst wenn er einigermaßen warmgefahren wurde, fängt das ganze Gewackle an. Kaltstartbeschleuniger ist gezogen und vorgeglüht hat er auch wunderbar.

[yamsun]

Das ist eher ungewöhnlich. Normal schütteln sich die Dieselmotoren im kalten Zustand mehr, als wenn sie dann warm sind
So ne richtige Idee hab ich da jetzt nicht

Wenn der Motor warm ist, schiebst du den KSB aber schon wieder rein, oder?

[Relaxo]

Auf den Videos klingt er nach zu viel Ventilspiel, sicher, dass alles passt ?

[derreiss]

Den KSB schiebe ich wieder rein nach ein paar Minuten. Nun habe ich nochmal an der Leerlaufdrehzahl geschraubt und es wird besser... allerdings habe ich das Gefühl, er dreht langsam etwas zu hoch.
Ich habe übermorgen einen Termin beim Dieselprofi ausgemacht, der soll ich der ganzen Sache mal annehmen.

Ein weiteres Ding, welches mir große Sorgen macht: ich habe Druck im Kühlsystem... es kommen konstant kleine Bläschen aus dem Behälter hinterm Nummernschild. Wenn ich den blauen Deckel abschraube, schiest es mir Kühlwasser entgegen. Zweimal entlüften hat nichts geholfen...
Solangsam gehen mir die Ideen aus und ich befüchte, dass der Motor doch einen größeren Schaden hat.

[Alexander]

Hallo,
Druck im System heißt entweder Kopfdichtung defekt (ja, die hast du gerade neu gemacht, wurde der Kopf geplant?), oder ein Riß im Kopf (selten auch schon mal im Block).
Solange du da den Fehler nicht gefunden hast, würde ich keine Zeit bzw. Geld in die Einspritzanlage investieren.