FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Hier gibt es technische Dinge, die nicht eindeutig einem Fahrzeug zugeordnet werden können....

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Eisstrahler
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FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von Eisstrahler »

Hallo Busfahrer und -freunde!

Ich wurde seitens der Admins darum gebeten, meine Dienstleistung etwas näher zu beschreiben und dabei ein paar Themenschwerpunkte anzusprechen. Ich hoffe, ich kann mit diesem Thread die meisten allgemeinen Fragen im Vorfeld beantworten. Sollten noch Unklarheiten existieren, versuche ich mein möglichstes, diese zu beseitigen.

Vor- und Nachteile des Verfahrens

Trockeneisstrahlen ist eine Strahlmethode, die man sich ähnlich wie Sandstrahlen vorstellen kann. Der Unterschied liegt hier jedoch im verwendeten Strahlgut und dessen Eigenschaften. Bei der Trockeneisreinigung kommt entspanntes CO2 zum Einsatz, welches etwa -79°C kalt ist. In meinem Bereich verwende ich Eispellets, die etwa die Größe eines Reiskorns haben.
Der große Unterschied zum Sandstrahlen liegt darin, dass das Trockeneis beim Auftreffen auf das zu strahlende Objekt in seinen Ursprungszustand, nämlich gasförmiges CO2, übergeht. Das heißt, dass nach dem Strahlen außer dem Schmutz nichts weiter übrig bleibt. Die Anwendungsmöglichkeiten sind dadurch sehr vielfältig, jedoch ist Trockeneis kein Allheilmittel. Rost und tief eingefressene Verfärbungen lassen sich damit nur bedingt bis gar nicht entfernen. Eine Entlackung ist damit theoretisch möglich, allerdings nicht immer die erste Wahl, es sei denn, die Basis besteht auf GFK oder ähnlichem.

Eine kurze Zusammenfassung:

+ es kommt keine Chemie zum Einsatz
+ keine Reste von Strahlgut, die sich in Hohlräumen sammeln
+ kein abrasiver Abtrag am Grundmaterial, heißt, keine Oberflächenveränderung oder unerwünschter Lackabtrag
+ keine vorherigen Zerlegearbeiten notwendig, da auch keine Gummi- oder Kunststoffteile angegriffen werden
+ besonders gut zur Entfernung von Fetten, Schmutz und Bitumen

- bei Entrostungen oder tief eingefressenen Verfärbungen stösst das Verfahren an seine Grenzen
- das Verfahren ist laut (110 dB beim Strahlen)

Vorbereitende Maßnahmen

Ich biete die Reinigung mit Eis nur noch stationär an. Der Standort meiner Strahlhalle ist die Reetzstr. 83 in 76327 Pfinztal-Söllingen. Bereiche, die im sogenannten Strahlschatten liegen, also von anderen Bauteilen verdeckt werden, können nur schlecht bis gar nicht erreicht werden. Daher sollten etwaige Anbauteile vorher entfernt werden, dadurch wird die Reinigung gründlicher.

Entfernung von Unterbodenschutz

Dabei muss ich klar differenzieren, ob die Schutzschicht auf Bitumen- oder Kautschukbasis ist. Bitumen ist auf Mineralölbasis, genauso wie Fette, und lässt sich dadurch hervorragend entfernen. Kautschuk ist ein schwieriges Material, welches sich aber an unterwanderten und beschädigten Stellen ebenfalls sehr gut entfernen lässt. Die Trockeneisreinigung ist also in jedem Fall dazu geeignet, ohne lästige Nebenprodukte Rostnester aufzuspüren oder einen Unterboden wieder schön frisch zu machen für eine eventuelle Neuversiegelung.

Maßnahmen zur Nachhaltigkeit

In diesem Bereich gibt es nicht viel zu beachten, was einem der gesunde Menschenverstand nicht schon sagt. Das was wirklich blank wurde sollte natürlich auch wieder versiegelt werden um Korrosion vorzubeugen. Ich arbeite hier mit einem Fachbetrieb für Restaurationen und Korrosionsschutz zusammen. An den kann ich bei Bedarf gerne verweisen.
Minimum
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Re: FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von Minimum »

Info aus der Praxis.
Wir hatten bei uns ca ein Jahr einen Eisstrahlermann in der Nebenhalle. Er brauchte für Vorführungen verschmutztes Material, was ich gerne zur Verfügung gestellt habe.
Es war ein Getriebe, 2CV (Ente) total verdreckt mit alten Ölresten, Hühnerdreck +++
Ein Motor aus einem 2CV.
Ein 25 Jahre alter Rahmen, 2CV.
Vordersitze und Rückbank, 2CV.
Getriebe hat 20min. gedauert, Motor eine halbe Stunde, Rahmen beide Seiten fast eine Stunde und die Sitze 20min.
Das Ergebnis war verblüffent.
Beim Getriebe und Motor war alles super sauber und die Gummidichtungen wie neu, der Rahmen war so bearbeitet worden, das man vom Hersteller noch die originale Zeichen des Mitarbeiters im Werk wieder sehen konnte. Flugrost und Dreck war weg. Die Sitze mit Bezügen sahen wieder nagelneu aus.
Der Dreck, der entstand konnte mit einem Handbesen und Kehrblech vom Boden entfernt werden.
Ich kann nur jedem empfehlen sich das mal anzusehen. Genial aber leider nicht ganz preiswert, da die Materialien schon sehr viel kosten.
Bei einer richtigen Restauration würde ich es in Anspruch nehmen, da es weniger Zeit in Anspruch nimmt und viel sauberer ist als wenn mans selbst versucht.
Nur mal so
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Re: FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von Matze567 »

Zum Reinigen ist es eine gute Sache. Aber Serienmäßiger Unterbodenschutz wird überhaupt nicht entfernt. Die Bitumendämmatten löst es hervorragend. Schtzumhüllungen von Kabeln werden teilweise auch beschädigt. Ich habe es an 2 Fahrzeugen machen lassen,die waren nacher Top sauber.
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Re: FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von p40p40 »

Matze567 hat geschrieben: Aber Serienmäßiger Unterbodenschutz wird überhaupt nicht entfernt.
.
Das dürfte dann der Schwarze Unterbodernschutz sein den wenn man versucht wegzukratzen einen braune Gummischicht überbleibt . Kautschukbelag wie geht der am besten ab .
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Re: AW: FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von JX_JOSCHI »

Kautschuk nur mit Muskelkraft. Das grobe mit ner oszillierenden Spachtel (z.b. Fein Multimaster). Den Rest mit langsam rotierenden Drahtbürsten auf Bohrmaschine/Flex.
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Re: FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von Vinreeb »

scharfe spachtel und heißluftfön... und viel zeit...
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p40p40
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Re: AW: FAQ zum Thema Trockeneisstrahlen

Beitrag von p40p40 »

JX_JOSCHI hat geschrieben:Kautschuk nur mit Muskelkraft.
.
Das habe ich befürchtet !!1
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