Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Hier gibt es technische Dinge, die nicht eindeutig einem Fahrzeug zugeordnet werden können....

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Reisebulli217
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Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Beitrag von Reisebulli217 »

Hallo zusammen,

meine Frage bezieht sich auf folgende Faustregel:

Getriebe kurz übersetzt: gute Sprintfreudigkeit, aber geringere Endgeschwindigkeit.
Getriebe lang übersetzt: weniger gute Sprintfreudigkeit, dafür höhere Endgeschwindigkeit bei niedrigeren Drehzahlen.

Worauf bezieht sich die Angabe kurz oder lang übersetzt?
Auf die Angabe der Übersetzung des 5. Ganges und/oder auf die Angabe der Übersetzung des Differenzials?

Beispiel:
hatte vorher ein 8L-Getriebe: 5. Gang = 8.22 / Diff = 5.429
habe jetzt ein AAP: 5. Gang = 816 / Diff = 4.571

Sehe ich das richtig, das ich mit dem 8L schneller (Endgeschwindigkeit) unterwegs war, aber nur relativ schwach in der Beschleunigung war?
Beim AAP dann genau anders herum?
(Kann/konnte den Unterschied nicht selbst feststellen. Denn das 8L hing an meinem ehemaligen JX-Motor, das AAP an meinem EJ22. Die Frage ist für mich lediglich eine reine Verständnisfrage.)

Schon mal danke für Eure Aufklärung im vorhinein!

VG Holger
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Re: Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Beitrag von puckel0114 »

Nein, sowohl das diff als auch der einzelne Gang sind für die Übersetzung zuständig.
Aber im allgemeinen wird das ob kurz oder lang übersetzt auf das diff bezogen.
Und das aap ist das längste Seriengetriebe im t3.
Gruß aus Bielefeld
Volkmar
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Re: Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Beitrag von 14Feuerwehr245 »

Hallo Holger,

über das Thema solltest Du Dich mit dem Herrn der auf Dein Getriebe sehen wird ausgiebig unterhalten können. Er wird Dir eine ausführliche Beschreibung über Pro und Kontra geben können. Nur als Tipp.

Schöne Grüße von der Wasserkunst am Großen Garten
Viktor Wiesel (flink) inc.
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dobbybaier
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Re: Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Beitrag von dobbybaier »

Zunächst mal grundlegend zu den Begriffen, wir wollen ja alle über "Äpfel" reden:

Die Kraftübertragung im Getriebe beginnt mit dem Wechselgetriebe. Das ist der Teil mit den Gangradpaaren und der Möglichkeit, zwischen diesen hin und her zu Schalten.
Danach kommt der Achsantrieb (auch Triebsatz), welcher die Kraft auf Antriebswellenflansche und schließlich Räder überträgt.
Das Differenzial ist das Augleichsgetriebe, welches die Kurvenfahrten ermöglicht (Unterschliedliche Flansch- und Raddrehzahlen). Es hat mit der Getriebeübersetzung nicht zu tun.


Die Bezeichnungen "lang" und "kurz" im Zusammenhang mit Getriebeübersetzung sind relative Begriffe. Ein (relativ gesehen) langes Getriebe ermöglicht tendenziell höhere Endgeschwindigkeiten bzw. ein niedrigeres Drehzahlniveau, weist jedoch ein eher geringeres Drehmoment am Rad auf.

Außerdem können die Übersetzungen der einzelnen Gänge untereinander analog vergleichen werden: Der 2. Gang ist länger übersetzt als der 1. Gang, jedoch kürzer als der 3. Gang usw..

"lang" / "kurz" kann also sowohl für Gesamtübersetzungen als auch für Übersetzungen einzelner Baugruppen verwendet werden.

Der Wert des Übersetzungsverhältnisses gibt nichts anderes als das Drehzahlverhältnis von An- und Abtriebsseite an: Eine Achsübersetzung von 4,57 bedeutet, das 4,57 Umdrehungen auf der Eingangsseite (genauer: der Kegelradwelle bzw. des Kegelrades) notwendig sind um auf Ausgangsseite (also am Flansch bzw. am Rad) eine vollständige Umdrehung zu erzielen.

In gleicher Weise kann der Wert für die einzelnen Gänge interpretiert werden: 0,82 --> 0,82 Umdrehungen eingangsseitig resultieren in 1 Umdrehung ausgangsseitig.

Die Gesamtübersetzung des Getriebes in einem bestimmten Gang errechnet sich als Produkt der Übersetzung des jeweiligen Gangs und der Achsübersetzung. Beispiel: 0,82 x 4,57 = 3,75 --> Um Ausgangsseitig (hier: Flansch bzw. Rad) eine Umdrehung zu erzeugen sind Eingangsseitig (hier: Getriebeeingangswelle) 3,75 Umdrehungen notwendig.
3750 U/min des Motors entsprechen in diesem Beispiel also 1000 U/min des Rades.

Ich hoffe, ich habe alle Klarheiten beseitigt :mrgreen:
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Reisebulli217
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Re: Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Beitrag von Reisebulli217 »

Hallo ins Erzgebirge, hallo dobbybaier,

sehr gute Erklärung - alle Klarheiten beseitig - fast!
Um mir das so zusammengefasst aus der Literatur/Web rauszupuhlen, hätte ich wohl den ganzen Tag opfern müssen...

Hab ich also richtig verstanden, das die Begriffe kurz bzw lang wie umgekehrt proportional zu sehen sind?
Das AAP hat eine Achsantriebübersetzung von 4,571, während das 8L 5.429 hat.
Das AAP wird aber als langes Getriebe bezeichnet (sh auch Beitrag puckel0114), weil ich es sozusagen "länger ausfahren" kann?

Hab schon mal vielen Dank!
Und ich bitte um Vergebung für meine Schwerfälligkeit - aber diese Materie fällt mir nicht unbedingt leicht in meinen Kopf zu bekommen.

VG Holger
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Re: Getriebeübersetzung und daraus folgende Fahreigenschaften

Beitrag von prometheus0815 »

Die Zahlen beschreiben bei einer einfachen Über- oder Untersetzung (einem einzelnen Räderpaar) das Verhältnis der beiden Zähnezahlen (bei Zahnrädern) oder der Radumfänge (bei Riementrieben). Bei komplexeren Geschichten bezieht sich die Zahl auf die gesamte Baugruppe, z.B. den gesamten Achsantrieb, egal wie viele Räder da drin stecken.

Bei einer Unter[/url]setzung von 5,429 musst Du am Eingang 5,29 mal drehen, damit der Ausgang sich 1 mal dreht. Je höher die Zahl, desto mehr Motorumdrehungen pro Radumdrehung, also desto "leichter" bei gleicher Raddrehzahl/Fahrgeschwindigkeit, aber desto langsamere Raddrehzahl/Fahrgeschwindigkeit bei gleicher Motordrehzahl.
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